Cheffing – Führen Sie Ihren Chef

Als ich das erste Mal auf das Wort „Cheffing“ gestoßen bin, konnte ich mir unter dem Begriff so gar nichts vorstellen. Bis ich dann in einer Zeitung einen Artikel darüber las: Cheffing bezeichnet die Methodik, sich seinen Chef „zu erziehen“, ihn dazu zu bringen, Aufgaben zu delegieren, Mitarbeiter zu motivieren und einfach seine Führungskompetenzen zu verbessern.

Eigentlich eine interessante Idee: ich bin ja selbst seit 20 Jahren im Berufsleben und hatte in dieser Zeit einige Chefs, bei denen klappte das gut – aber leider auch einige, bei denen hätte ein bisschen „Nachhelfen“ durchaus geholfen.

Warum Cheffing sinnvoll sein kann:


Laut einer Umfrage, die Forsa im Auftrag einer Krankenkasse durchgeführt hat, leiden 25% der Arbeitnehmer unter ihrem Chef. 65 % dieser Gruppe erwägt deshalb sogar einen Jobwechsel!

Wenn man unzufrieden ist, mit der Situation im Beruf, hat man bekanntermaßen 3 Möglichkeiten:

1. Man ändert die Situation (Cheffing)
2. Man ändert die eigene Sicht auf die Situation (kritische Selbstbetrachtung, Perspektivwechsel)

3. Man geht raus aus der Situation (Kündigung)


Welche Möglichkeiten des Cheffing gibt es?


Klar sollte sein: es geht nicht darum, die eigene Arbeit zu minimieren oder dem Chef fehlende Führungskompetenz deutlich vor Augen zu führen – sondern die Führungssituation zu verbessern, also den Chef zu stärken, um damit die Belegschaft und dem Unternehmen weiterzuhelfen. Ziel kann nicht sein, dem Chef die vermeintliche „Unfähigkeit“ vor Augen zu führen – wenn dies das Ziel ist, wird das Unternehmen als Ganzes geschwächt.

Trotz möglicher Defizite beim Strukturieren oder Delegieren von Aufgaben: der Chef ist und bleibt der Chef – und ein Angestellter ist weisungsgebunden. Er kann nicht befehlen oder maßregeln, er kann auf sachliche Weise Verbesserungen vorschlagen.



Schlüssel für die richtige Anwendung von „Cheffing“ sind Menschenkenntnis und die richtige Anwendung von zielführenden Fragen!

  • Bringen Sie Ihren Chef dazu, Prioritäten bei verteilten Aufgaben zu setzen. Dabei ist wichtig, dass auch alte Aufgaben in die Prioritätenliste einbezogen werden.
  • Interesse an den Belangen des Unternehmens ist ein wichtiges Feedback für jeden Chef und führt zu Vertrauen in Ihre Arbeit und Ihr Urteilsvermögen.
  • Perspektivwechsel: Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Chefs. Sehen Sie Probleme mit seinen Augen – oftmals werden Lösungsansätze dann klarer, die Sie Ihrem Chef unterbreiten können.
  • Rhetorik: Versuchen Sie nicht, Ihren Chef argumentativ oder  verbal zu übertrumpfen. Suchen Sie stattdessen lieber nach Kompromissen. Zeigen Sie nicht nur Probleme auf, sondern bieten Sie sinnvolle Lösungsansätze.
  • Offenheit: Versuchen Sie niemals, die Entscheidung Ihres Chefs „von Hinten“ zu beeinflussen – Cheffing bedeutet nicht „Manipulation“, sondern „Unterstützung“. Je besser und offener kommuniziert wird, umso aufgeschlossener wird ein Chef für Vorschläge und Unterstützung sein!
  • Wertschätzung: Auch wenn man mit den Entscheidungen des Chefs nicht immer einverstanden ist – es darf niemals an der gebotenen Wertschätzung und Höflichkeit fehlen! Gerade unsichere Führungskräfte, die von Cheffing profitieren können, sind empfänglich für diese Wertschätzung. In diesem Fall kann es sich sogar als Vorteil erweisen und der Chef wird zugänglich für eine aktive Zusammenarbeit.


Buchtipps zum Thema „Cheffing“

Herzlieb, Heinz-Jürgen: «Cheffing: Führen von unten», Cornelsen Verlag Scriptor, Mannheim, 2005, 192 Seiten, 16,95 Euro, ISBN-13: 978-3589235551

Krawiec, Ingo: «Umgang mit Vorgesetzten: Profil entwickeln - Beruflichen Erfolg steuern», Cornelsen Verlag Scriptor, Mannheim, 2008, 128 Seiten, 6,95 Euro, ISBN-13: 978-3589235186

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